Dieser Hinweis sollte beherzigt werden, denn bei Missachtung droht der Entzug der Fahrerlaubnis.
Diese Erfahrung machte auch ein Autofahrer, der – als er im April 2017 in eine Verkehrskontrolle geriet – offenbar Anzeichen für den Konsum von Betäubungsmitteln zeigte und sowohl einen Drogenschnelltest als auch eine freiwillige Blutentnahme verweigerte. Bei der toxikologischen Untersuchung der – nach richterlicher Anordnung entnommenen – Blutprobe, wurden Codein sowie geringe Mengen Morphium (als Stoffwechselprodukt von Codein) festgestellt. Die Behörde beabsichtigte daraufhin den Entzug der Fahrerlaubnis und teilte dies mit.
Der Betroffene wollte seine Fahrerlaubnis hingegen behalten. Er gab daher in seiner Stellungnahme an, er habe kurz vor dem 11. März 2017 an einer starken Bronchitis mit Verdacht auf Lungenentzündung gelitten. Zu diesem Zeitpunkt sei er bei einem Bekannten in Frankreich zu Besuch gewesen und hätte dort einen Arzt konsultiert. Dieser hätte ihm die Einnahme eines, damals in Frankreich frei verkäuflichen, codeinhaltigen Medikaments (Euphonsirup) empfohlen, das er anschließend erworben und eingenommen hätte. Die Kaufbelege habe er nicht aufbewahrt.
Die Behörde glaubte dies nicht und ordnete die sofortige Entziehung der Fahrerlaubnis an. Der Betroffene legte daraufhin Widerspruch ein und beantragte per Eilantrag die Aussetzung der sofortigen Vollziehung und die Wiederherstellung der aufschiebenden Wirkung des Widerspruchs. Mit beidem hatte er keinen Erfolg.
Das Gericht wertete das Vorbringen des Antragstellers als Schutzbehauptung. Es begründete dies damit, dass der Antragsteller die Auffälligkeiten erst am 7. Juli 2017 und nicht bereits bei der oder zeitnah zur Kontrolle – sondern – mit dem kurze Zeit vor der Verkehrskontrolle erfolgten
Konsum des Medikaments zu erklären versucht hatte. Erschwerend sei zudem, dass der Antragsteller weder bereit war, den Bekannten – der die Erkrankung hätte bestätigen können – noch den Arzt zu benennen. Eigenartig sei auch, dass der Antragsteller sich – trotz des Verdachts auf Lungenentzündung – in Deutschland nicht in ärztliche Behandlung begeben hatte.
Der Vollständigkeit halber sei angemerkt, dass aber auch die ärztlich verordnete Einnahme eines Medikaments, nicht vor dem Entzug der Fahrerlaubnis schützen muss. Dies musste im September 2017 eine Münchnerin feststellen, nachdem sie im Krankenhaus ein Schmerzmedikament eingenommen hatte, ohne dass der behandelnde Arzt sie auf mögliche Beeinträchtigungen hingewiesen hatte und sie auf der Heimfahrt ungebremst auf einen verkehrsbedingt vor ihr haltenden Pkw auffuhr. Das Amtsgericht München verurteilte sie im Strafbefehlsverfahren wegen fahrlässiger Gefährdung des Straßenverkehrs und fahrlässiger Körperverletzung zu einer Geldstrafe von 50 Tagessätzen zu je 40 Euro (2000 Euro). Zudem muss sie 12 Monate ohne Fahrerlaubnis auskommen.
Rechtsgrundlage für die Entziehung der Fahrerlaubnis ist § 3 Abs. 1 Satz 1 StVG i.V.m. § 46 Abs. 1 FeV. Danach ist die Verwaltungsbehörde verpflichtet, die Fahrerlaubnis zu entziehen, wenn sich ihr Inhaber als ungeeignet zum Führen von Kraftfahrzeugen erweist. Nach § 46 Abs. 1 Satz 2 FeV ist dies dann anzunehmen, wenn Erkrankungen oder Mängel nach den Anlagen 4, 5 oder 6 vorliegen.
Bei der Dauerbehandlung mit Arzneimitteln enthält die Anlage 4 FeV in Nr. 9.6.2 eine vorrangige Sondervorschrift. Danach scheidet eine Fahreignung aus, sofern eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit zum Führen von Kraftfahrzeugen unter das erforderliche Maß vorliegt. Damit ist nach der Anlage 4 FeV die Fahreignung jedenfalls dann zu verneinen, wenn im Rahmen einer Dauerbehandlung Arzneimittel eingenommen werden, die als Wirkstoff Amphetamin enthalten und drogentypische Ausfallerscheinungen beim Fahrerlaubnisinhaber festgestellt werden.
Das Verwaltungsgericht Koblenz mit Beschluss vom 19.05.2022, Az. 4 L 455/22.KO folgendes dazu ausgeführt:
Vermutungen können den Entzug der Fahrerlaubnis aber auch hier nicht begründen. So heißt es z.B: in einer Entscheidung des Verwaltungsgerichts Düsseldorf vom 29.09.2023 (Az. 6 L 2377/23) , dass “entscheidend für die Verneinung der Kraftfahreignung (allein) ist, ob feststeht, dass der Kläger jedenfalls einmal Amphetamin konsumiert hat, was einen willentlichen Konsum voraussetzt.”
Ohne eine abschließende Klärung im Hauptsacheverfahren in Gestalt einer gaschromatographischen Untersuchung der Blutprobe sah sich das Gericht daher außerstande ausreichend zuverlässig zu beurteilen, ob der Antragsteller zum Zeitpunkt der Entziehung kraftfahrungeeignet und ihm daher (zwingend) die Fahrerlaubnis zu entziehen war. Den Antrag auf Wiederherstellung bzw. Anordnung der aufschiebenden Wirkung hinsichtlich der Aufforderung zur Führerscheinablieferung und der Zwangsgeldandrohung lehnte es – aus Gründen des Schutzes hoch- und höchstwertigen Rechtsgüter der übrigen Verkehrsteilnehmer – dennoch ab. Die endgültige Entscheidung hängt von der Auswertung der Blutprobe ab.
Ob erkrankt oder nicht; am Straßenverkehr sollte grundsätzlich nur teilnehmen, wer dazu auch in der Lage ist. Wenn dies, z.B. infolge der Einnahme von Medikamenten oder Drogen, nicht mehr gewährleistet ist, sollte das Auto im Zweifelsfall besser stehen gelassen werden. Sollte es aber zu einem Zwischenfall gekommen sein, ist es wichtig einen fachkundigen Anwalt an seiner Seite zu haben. Denn selbst wenn sich die Konsequenzen nicht vollständig abwenden lassen sollten, ist es oftmals möglich, die Folgen abzumildern.
Sprechen Sie mit uns! Voigt regelt!
Hier geht es zu den Beschlüssen:
Verwaltungsgericht Koblenz, Beschl. v. 19.05.2022, Az. 4 L 455/22.KO
AG München, Beschl. v. 06.09.2017, Az. 912 Cs 421 Js 106234/17
Verwaltungsgericht Neustadt, Beschl. v. 23.08.2017, Az. 1 L 871/17.NW
Aktualisiert am 17.10.2023
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